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Ungleichgewicht in der Kaffeeindustrie:
Bauern leiden trotz Milliardengewinnen

Die weltweite Kaffeeindustrie verzeichnet boomende Geschäfte, besonders in Europa und den USA. Während Unternehmen wie Großunternehmen Milliardenumsätze erzielen, kämpfen Millionen Kaffeebauern um das Überleben. Das aktuelle „Kaffee-Barometer 2023“ hebt die tiefen Ungleichheiten in der Branche hervor.

Einkommenskrise bei Kaffeebauern

Laut dem Bericht verdienen Kaffeebauern in acht der zehn größten Anbauländer weniger als das Existenzminimum. Über die letzten 20 Jahre haben schwankende und niedrige Kaffeepreise die Lebensgrundlagen vieler Bauern massiv beeinträchtigt. Inflationsbereinigt hat sich ihr Einkommen seit 1983 mehr als halbiert, während die Kosten für Arbeitskräfte und Betriebsmittel wie Dünger deutlich gestiegen sind.



Kinderarbeit und Ausbeutung

Die niedrigen Kaffeepreise zwingen viele Kaffeefarmen, oft unter Druck der Industrie, günstige Arbeitskräfte einzusetzen – darunter auch Kinder. Kinderarbeit ist im Kaffeesektor zwar seltener als in der Kakaoproduktion, jedoch weiterhin ein Problem. Untersuchungen decken immer wieder Missstände auf, insbesondere in Ländern, die laut US-Berichten für Kinderarbeit im Kaffeeanbau bekannt sind.

Verzögerte Zahlungen verstärken die Not

Ein weiteres zentrales Problem sind die zunehmend langen Zahlungsfristen. Während Bauern früher innerhalb von 30 Tagen nach Lieferung bezahlt wurden, warten sie heute oft mehrere Monate auf ihr Geld. Dies verschärft die finanzielle Not der Landwirte erheblich. Experten fordern daher eine Rückkehr zu kürzeren Zahlungsfristen, um den Bauern die Möglichkeit zu geben, in ihre Betriebe zu reinvestieren und nachhaltigere Anbaumethoden wie Agroforstwirtschaft umzusetzen.


Umweltzerstörung durch Kaffeeanbau

Der Kaffeeanbau hat auch erhebliche ökologische Folgen. Jährlich werden rund 130.000 Hektar Wald durch die Ausweitung von Kaffeefarmen zerstört. Trotz der Versprechen großer Kaffeeröster, nachhaltiger zu werden, zeigt das „Kaffee-Barometer“, dass keine der elf größten Kaffeeröstereien ihre Lieferketten vollständig nachhaltig gestalten konnte. Viele Nachhaltigkeitsinitiativen der Unternehmen bleiben vage und setzen keine messbaren Ziele.

Fazit: Dringender Handlungsbedarf

Die Autoren des „Kaffee-Barometers“ rufen die Industrie dazu auf, ihre Handelspraktiken zu reformieren, um faire Bedingungen für die Kaffeebauern zu schaffen. Neben sozialer Verantwortung müsse auch der Umweltschutz ernsthaft angegangen werden. Nur so kann die Kaffeeindustrie langfristig nachhaltig und gerecht gestaltet werden.